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Achtsamkeit im Wochenbett

  • von Mirjam Fellenberg
  • 12 Juni, 2024

In den vergangenen Jahren habe ich durch meine Arbeit viele verschiedene Wochenbetten erlebt und auch mein eigenes ist mir gut in Erinnerung geblieben.

Was würde ich heute anders machen und was rate ich meinen Klientinnen, dass möchte ich hier mit euch teilen.

In jeder alten Kultur gibt es einen Namen für diese sehr besondere Zeit. In der Ayurveda sind es die „42Tage" in der Traditionell chinesischen Medizin ist es der „sitzende Mond“ und in Südamerika "Cuarantena". Dieses Wunder der Geburt zu ehren, ein Kind in diese Welt zu tragen gebührt in allen Kulturen Wertschätzung für die Mutter und besondere Pflege.

Für all diejenigen gibt es dort Rituale, umsorgendes und nährendes für die neu geborene Mutter, um diese und somit auch ihr Kind zu stärken. Unser Energie- und Ruhelevel übertragt sich auf unser Kind, ohne unser aktives Zutun. Darum ist es so wichtig die Frau zu in ihre Kraft zu bringen.

Ich fühle mich persönlich zu Traditionell chinesischen Medizin hingezogen und möchte dich etwas mitnehmen.

Nach der Geburt haben wir Blut, Yin und Qi (Kraft) verloren und sind von der kompletten Fülle der Schwangerschaft (mit Baby, Plazenta, mehr Blutvolumen) in die Leere gekommen. Durch den Verlust dieser haben wir einen Yin Überfluss und müssen erst einmal wieder Boden unter die Füße bekommen. Wir schwitzen viel und können uns unruhig fühlen. Bei einigen von uns kann Erleben vom „Baby Blues“ leichte bis intensive Phasen auslösen, welche sich unterschiedlich ausprägen können. Bei mancher Frau kommen Ängste auf, bei einer anderen wird das Bild der Mutterrolle mit einem Fragezeichen betrachtet.

Ich habe festgestellt das die Frauen, welche ein positives und umsorgendes Umfeld haben, die eine schöne Partnerschaft führen und liebevolle Unterstützung mit Ruhephasen bekommen, und eine komplikationsfreie Geburt erleben, meist ein schönes Wochenbett haben und sich ausgiebig mit ihrem Baby und ihrem Körper beschäftigen können und schneller heilen.

Unabhängig davon gibt es natürlich auch Besonderheiten wie Zwillingsgeburten oder einen ungeplanten Ablauf, wo wir aus gesundheitlichen Gründen noch mehr herausgefordert sind. Und auch hier sollte probiert werden, ein paar Dinge ins Wochenbett einfließen zu lassen, um neue Kraft in den Organismus zu bringen.

Meine persönlich wichtigsten „Must-haves“

Suppen, Suppen, Suppen

Einigen bestimmt schon bekannt, die Wochenbettsuppe. Diese kräftige Hühnerbrühe stärkt unseren Organismus und baut unser Blut auf. Hierzu findest du im Internet fertige Suppen zum Bestellen und auch wunderbare Rezepte zum Einkochen.

Frisch immer am besten, aber auch gefroren erfüllt Sie ihren Sinn, in halben Liter Portionen, um 2 Tassen am Tag zu sich zu nehmen.

Zum Frühstück kannst du Haferflocken mit Apfel und Birne essen, Mandeln und Mandelmus ist unterstützend, sowie Cashewnüsse, Rote Bete, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Möhren, Pastinaken und Fenchel, gerne auch in Suppenform oder gegart. Versuche während dieser Zeit auf kaltes Essen zu verzichten.

Und kocht euch vor, friert ein und habt Nahrungsmittel wie Haferflocken und Ähnliches vorrätig.

Support me!

Ein gut gespanntes Netz aus Struktur und Wohlwollen deiner Liebsten, unaufdringlich und unterstützend.

Einen Einkaufsdienst oder Einkaufslieferanten, der alles vor deiner Tür abstellt. Lasst euch statt Blumen von Freunden eingekochtes Essen mitbringen. Eine frisch gebackene Oma oder Haushaltshilfe die in den ersten Wochen Bad, Küche und die Wäsche übernimmt kann ungemein helfen, dich auszuruhen.

Dafür sollte man allerdings auch loslassen und abgegeben, was vielen nicht allzu leicht fällt.

Auch der Papa sollte, wenn möglich etwas entlastet werden, diese werden ja auch auf eine Weise neu geboren in ihrer Rolle und Zeit zum zusammen sein ist so kostbar, wenn das möglich ist.

Falls man Alleinerziehend ist, kann man auch Haushaltshilfe und Mütterpflegerin (über die Krankenkasse zu beantragen) oder Doula einspannen.

Und manchmal auch hilfreich, legt vorher Besuchszeiten von Gratulanten fest, sodass ihr in euer Kraft bleibt und nicht noch Gäste bekümmern müsst.

Heilen bedeutet ganz werden.

Manchmal bewegt der Sturm der Geburt sich noch weiter in uns, egal ob natürlich oder mit Kaiserschnitt geboren. Im Chinesischen bleibt man in den ersten Wochen zu Hause um sich vor Wind und Kälte zu schützen. Auch im westlichen weiß man das unser Immunsystem nach einer Geburt angreifbarer ist und auch bei Hebammen gibt es die Weisheit,

"Eine Woche im Bett, eine Woche am Bett, eine Woche ums Bett".

Das deckt sich mit den 21 Tagen der Heilung in der fernöstlichen Medizin.

Für Geburtsverletzungen der Labien und des Damms kannst du zusätzlich mich Sitzbädern unterstützen, wie mit Heublumen, Eichenrinde und Calendula. Es gibt Regenerationssprays, die sind schneller griffbereit. In sehr seltenen Fällen können schlecht heilende Wunden auch gelasert werden, das machen sogar manche Hebammen mit "Softlasern" und natürlich Ärzte.

Bei Kaiserschnittnarben funktioniert unraffinierte Sheabutter mit einem Tropfen des ätherischen Öls der Strohblume (Helicrysum), das entstört auch zeitgleich deine Narbe, damit dein Chi (Lebensenergie) ungehindert fließen kann.
Wenn Sie gut verheilt ist, kannst du Sie beim Heilpraktiker schröpfen lassen, um die inneren Verklebungen zu lösen, das fand ich persönlich angenehmer, als diese manuell bei der Massage lösen zu lassen.

Auch das Wickeln des Bauches kommt immer mehr hier an, wenn deine Retusdiastase noch sehr weit ist und
deine Muskulatur noch instabil ist, unterstütze dich in den ersten Wochen für Spaziergänge oder wenn du dein Kind trägst.

Lass dich, wenn es für dich passt, durch eine Massage stärken und wieder in deine Mitte bringen und wieder erden.

Das innerliche „ganz werden“ kommt bei einigen von uns noch hinzu. Hier hilft reden, sprecht es aus, bei einem gegenüber wo ihr euch sicher fühlt und alles wertfrei betrachtet wird, wie eure Hebamme, eine gute Freundin oder eigene Mutter und in Fällen wo es euch nicht mehr loslässt, kann auch eine Therapie helfen eure Eindrücke zu verarbeiten und dies Stück für Stück zu integrieren.

Stillen

Wenn das Stillen klappt, ist es wunderbar. In den ersten 2 bis 4 Wochen ist es ein Prozess für dein Baby und deinen Körper. Beide Seiten dürfen lernen und wir heilen, wobei Silberhütchen bei Entzündungen Gold wirken können. Auch kannst du deiner Brustwarze mit Stillhütchen gelegentliche Pausen gönnen, um dich zu schonen. Die Milchproduktion kann zu Beginn manchmal über ihr Ziel hinausschießen, dann nutze die Natur. Das Kinn deines Babys ist magisch, es knetete nämlich bei Trinken deine Brust mit Stauungen und Knötchenbildung aus, manchmal sind dafür „seltsame Positionen“ nötigt.

Bei zu wenig Milch kann verschiedene Ursachen haben. Wenn die Geburt lang gedauert hat und deine Kraftreserven erschöpft sind oder viel Blut verloren würde, kann das die Milchbildung erschweren. Hier sind neben klassischen Stilltees und häufigem anlegen des Babys gut essen, du erinnerst dich "Suppen …, :) und viel schlafen (wenn dein Kind sehr aktiv ist, kann ein Vertrauter es vielleicht übernehmen).

Falls alle Stricke reißen und ihr nicht weiter kommt, holt euch eine Stillberatung, diese sind so wertvoll und können oft auf den ersten Blick die Situation mit ihrem Know-how entspannen.

Und zu guter Letzt, kein Stress! Falls ihr euch im Wochenbett stresst, sei es durch Meinungsverschiedenheiten oder sich selbst unter Druck zu setzen, let it go. Niemand ist perfekt und wir machen alle Fehler, das einzig wichtige seid ihr und eure Ruhe, ein geborgenes Nest. Es sind nur 6 Wochen und der Start in eine neue Welt für Mutter und Kind, gegen ein ganzes folgendes Leben in dem ihr kraftvoll durchs Leben wandert.

Und zu guter Letzt, es gibt Ausnahmen, wo das Stillen nicht sein soll und die Flasche komplett Einzug hält. Trotzdem kann man sein Baby mit viel Liebe versorgen, kuscheln und ist eine genauso gute Mama.

Babyblues

In der westlichen Medizin ist es noch nicht geklärt, wie Wochenbettdepressionen entstehen, in älteren Herangehensweisen gibt es Ansätze dazu. Diese Form der Depression kann durch eine vorangegangene erschöpfende Schwangerschaft, eine Geburt, die uns aus der Bahn geworfen hat, den Blutverlust, der Übergang zum ungewissen Mutter sein oder/und ein Gefühl von Überforderung entstanden sein.

Wichtigstes in dieser Zeit ist unser Blut aufzubauen, was wir bei der Geburt verloren haben. Durch warme Kost stärken wir unsere Mitte, damit versorgen unseren ganzen Körper und stärken wieder unser Blut.

Und viel Ruhe!

Besondere Konstellationen

In Situationen wie Zwillingsgeburten, längere Krankenhausaufenthalte, Zweit- oder Drittkinder, psychische Herausforderungen - holt euch doppelte Hilfe.

•Einkauf und Getränke liefern lassen

•Haushaltshilfe

•Mütterpflegerin

•Lasst euch essen bringen, dass euch stärkt, auch ins Krankenhaus

•schlaft, wann auch immer ihr könnt

•ein Babysitter für eventuell schon ein vorhandenes Kind(er)

•um Hilfe Bitten (eine Stärke;)

Ich hoffe, dass du hier ein oder zwei Inspirationen mit auf deine Reise nehmen kannst und dich stärkst. Gerne komme ich auch für eine Anwendung zu dir nach Hause, um dich dabei zu unterstützen, wieder in Balance zu kommen.

Von Herzen,
Mirjam
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